Misswirtschaft und Turnaround – meine Story

Hallo zusammen,

ich wäre nicht der doofe Andi, wenn ich mich nicht einen großen Teil meines Lebens wirklich dumm angestellt hätte. Im Nachhinein gibt es einiges, wozu Stromberg gesagt hätte: „Das war nix.“

Man nehme einmal die Radikaldiät, die 2009 begonnen wurde und in der insgesamt 33 kg unnötige Masse innerhalb eines halben Jahres zum Schmelzen gebracht wurden. Nach dieser Demonstration stählerner Willenskraft wurde für eineinhalb Jahre das Fitnessstudio besucht, um dem auf 78 kg heruntergehungerten Körper 7 kg zusätzliche Muskeln zu verpassen. Das Ergebnis nach etwas über zwei Jahren: der Körper und die Erscheinung, die ich immer wollte.

Wie ging es dann weiter? Ich habe aufgehört zu trainieren und auch nicht mehr auf meine Kalorienzufuhr geachtet. Und das von einem Tag auf den anderen und absolut konsequent. Das Thema war für mich irgendwie durch, das Ziel wurde erreicht, und ich hatte nicht genug Weitsicht oder Disziplin, um das Erreichte aufrechtzuerhalten oder auszubauen. Meine hart erkämpften Erfolge waren daraufhin sehr viel schneller wieder verschwunden, als sie aufgebaut wurden. Dinge, um die man sich nicht kümmert, verliert man früher oder später. Das gilt für vieles. Freunde, Fitness, Gesundheit – und natürlich auch fürs Geld.

Jetzt zum Geld, darum soll es hier ja gehen.

Geld war für mich nie ein Thema, und es hat mich bis zu meinem Wendepunkt auch nie interessiert. Über Kohle wurde in meiner Familie nie viel gesprochen. Wir hatten immer genug. Mein Vater hat gut verdient. Er war aber nie ein großer Investor und hatte sich während der Dotcom-Blase die Finger mit ein paar Aktienkäufen verbrannt. Dafür waren wir mit der Familie immer regelmäßig mit dem eignenen Wohnmobil im Urlaub und wir hatten (und haben noch) unser Haus im Schwarzwald.

Jahrelange Misswirtschaft

Ich selbst habe nie gespart, geschweige denn investiert. Dabei war ich nicht mal faul, nur doof. Als Schüler habe ich regelmäßig in einer Schülerhilfe gejobbt und auch diverse Ferienjobs gemacht. Ein Abnehmer für das verdiente Geld war immer schnell gefunden. Neue PC´s, Grafikkarten, Computerspiele, Zigaretten und sinnlose Ingame-Käufe.

Der Höhepunkt meiner Doofheit wurde erreicht, als ich volljährig wurde und zum ersten Mal ein Konto hatte, das ich überziehen konnte.

Nach dem Abitur wurde ich ausgemustert, sodass ich kurzfristig ein Jahr überbrücken musste, bevor ich mich für eine Ausbildung bewerben konnte. Ein Studium kam für mich nicht infrage. Nach dreizehn Jahren Gymnasium plus einer „Ehrenrunde“ hatte ich die Schnauze gestrichen voll davon, weiter zu pauken.

Das Überbrückungsjahr habe ich in einem Spezialbetrieb für CNC-Schneidköpfe gearbeitet. Für meine Verhältnisse war das Einkommen dort gewaltig. Ca. 1200 € im Monat habe ich mit meiner Arbeit an der Maschine verdient und war echt glücklich und erfüllt in diesem Jahr. Aber auch von diesem Geld ist natürlich nichts übrig geblieben. Ich habe meine Ausgaben ganz einfach dem Einkommen angepasst und alles rausgeblasen, was ich verdient habe. Es gab tatsächlich einen Moment, als mein Vertrag dort ausgelaufen ist, an dem ich mich gefragt habe, wo denn das ganze Geld eigentlich geblieben ist. Nach einigem Überlegen ist mir tatsächlich nichts eingefallen. Ich konnte mich nicht erinnern, wofür ich das Geld ausgegeben hatte.

Was habe ich daraus gelernt? Ganz einfach – nichts.

Ich fand einen Ausbildungsplatz und habe eine Ausbildung zum Speditionskaufmann bei einem großen Logistiker begonnen. Nach drei Jahren habe ich die Ausbildung dann auch erfolgreich abgeschlossen.

Da ich mich ja während meiner Arbeit bei dem vorherigen Betrieb bereits an den Umgang mit einem regelmäßigen Einkommen „gewöhnt“ hatte, fiel mir die Umstellung auf die Ausbildung nicht schwer. Ich wusste, dass ich keinen Überblick über mein Geld hatte. Mir Gedanken darüber zu machen und etwas zu ändern war aber für mich irgendwie auch keine Option. Es ging so weit, dass ich mir meinen Kontostand nicht mehr angeschaut habe. Ich wusste, dass ich weit im Dispo steckte und war mit meinen Finanzen überfordert. Den Kopf in den Sand zu stecken und einfach weiter zu machen war meine einzige Strategie.

Irgendwann war es dann so weit, der Geldautomat spuckte nichts mehr aus. Mein Dispo war bis zum Anschlag (damals ca. 1800 €) überzogen. Daraufhin habe ich improvisiert und einfach bis zum nächsten Gehaltseingang gewartet. Dann kam ja wieder Geld aus dem Automaten und ich konnte wieder ein paarmal etwas abheben. Meine ganze Ausbildung habe ich in diesem Stil verbracht. Geld abheben, bis keines mehr kommt, dann improvisieren, bis neues Geld kommt. Danach begann das Spiel wieder von vorn.

Wie ausgerechnet ein Kredit mich aus der Misere befreite

Mein erstes Auto war ein Polo 86c – gekauft für 1000 €. In meinem zweiten Ausbildungsjahr, er war direkt vor unserem Haus geparkt, wurde es nachts von einer betrunkenen Dame mit ihrem Auto gerammt und damit vollständig geschrottet.
Für das zweite Auto (Polo 9n3 – gekauft für 9000 €) brauchte ich einen Kredit von meinen Eltern. Den Kredit habe ich per Dauerauftrag Monat für Monat abbezahlt. Doof wie ich war, hatte ich keinerlei Überblick, wie weit ich mit meinen Tilgungen bereits war. Eines Tages wurde ich dann von meinen Eltern informiert, dass ich die Zahlungen einstellen konnte, da mein Auto abbezahlt war.

Einige Monate später habe ich mal wieder einen Blick auf mein Konto geworfen – und da kam die große Überraschung. Dadurch, dass ich mich daran gewöhnt hatte, durch die regelmäßige Tilgung des Kredits weniger Geld ausgeben zu können, hatte sich der Dispo langsam ausgeglichen. Ich hatte ein Plus von 300 € auf dem Konto. Unfassbar.

Ich war tatsächlich richtig erfreut und erleichtert, dass sich meine Schulden heimlich selbst bereinigt hatten. Erfreut genug, um mir endlich zu sagen: „Das fühlt sich gut an. Ab sofort möchte ich immer flüssig sein!“

Im Nachhinein finde ich das ausgesprochen interessant. Nicht das dauerhaft schlechte Gewissen wegen meinem grauenhaften Umgang mit Geld hat mich auf den richtigen Pfad geführt. Es war dieser eine Moment, in dem sich zufällig etwas zum Positiven entwickelt hatte, der der Wendepunkt war. Mehr oder weniger eine simple, glückliche Fügung.

Das war dann tatsächlich der Moment des Turnarounds in meiner Finanzgeschichte. Meine Finanzen sind mir danach nie wieder entglitten. Ich habe angefangen zu sparen und bald darauf auch mit dem Investieren begonnen. Das gute Gefühl, Geld zu haben, wollte ich nicht mehr vermissen. Die daraufhin eingeleiteten Maßnahmen werden jetzt seit zwölf Jahren durchgehalten. Mein Vermögen ist auf eine mehrfache sechsstellige Summe angewachsen und das Investieren ist meine größte Leidenschaft geworden.

Gruß
der doofe Andi

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