Die Sparquote – wo Expertentipps nicht wirklich helfen

Hallo zusammen,

lasst uns etwas über die Sparquote sinnieren. Die Sparquote ist der Teil des Nettoeinkommens, den man spart und/oder investiert. Sie ist maßgeblich dafür verantwortlich, wie schnell es mit dem persönlichen Vermögensaufbau nach vorne geht – zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Vermögen durch die erwirtschafteten Renditen schneller wächst, als es das durch die eigenen Zuzahlungen tut.

Die Sparquote wird von vielen Finfluencern hoch und runter diskutiert, und es gibt einige Empfehlungen und Modelle, die man in Büchern und Blogs lesen kann oder auf YouTube zu hören bekommt.

Mancherorts heißt es, man sollte mindestens 15 % sparen, besser wären aber 20, 30 oder 40 %. Dann gibt es noch die 50/30/20-Methode: 50 % des Einkommens werden für das ausgegeben, was man braucht, 30 % für das, was man will, und 20 % vom Einkommen werden gespart.

Das hört sich soweit ganz gut an und mag auch in einzelnen Fällen Sinn machen, ich finde aber nicht, dass man diese Ratschläge so verallgemeinern kann und sollte.

Prinzipiell denke ich, dass man, je mehr man verdient, die Quote freier und größer gestalten kann. Jemand, der 10.000 € netto im Monat verdient, aber nur 1000 € Miete bezahlt, kann mit Sicherheit eine sehr viel höhere Sparquote ansetzen als jemand, der den gleichen Betrag bezahlen muss, aber nur 2000 € verdient.

Es wird viele Menschen geben, für die eine Sparrate von 10 bis 40 % schlicht keine Option ist. Familien mit geringem Einkommen oder alleinerziehende Eltern werden das nicht schaffen.

Wie habe ich meine Sparquote ermittelt? Nun, sehr geholfen hat mir dabei mein Budget. In einer Excel-Datei habe ich alle meine Einnahmen und meine Ausgaben aufgelistet. Dazu kommt ein Betrag, den ich monatlich für Spaß ausgeben möchte oder für den nächsten Urlaub zur Seite lege. Den Rest kann man dann im Prinzip sparen – am Anfang des Monats versteht sich, damit das Geld für die Sparquote sich während des Monats nicht doch heimlich aus dem Staub macht und am Ende dann fehlt.

Ich habe mir diesen Sparbetrag dann angeschaut und mir gesagt: Das ist noch zu wenig!

Ich wollte schließlich, dass es schnell vorangeht mit dem Depotaufbau und dem Erreichen der finanziellen Freiheit. Also habe ich meine Ausgaben reduziert, um die Sparquote weiter erhöhen zu können.

Über Jahre hinweg habe ich es damit kräftig übertrieben und den monatlich gesparten Betrag immer weiter erhöht. In meiner Spitzenzeit lag meine Sparquote bei 37,5 %. Dabei habe ich mich langsam, aber sicher auch unzufrieden gemacht. Das war so für mich auf Dauer nicht tragbar. Durch meine übertriebene Sparquote blieb einfach nicht genug Geld für die vielen unangekündigten Kosten, die es im Leben gibt.

Mal fiel der Service für das Auto teurer aus als erwartet, dann musste wieder mal ein elektrisches Gerät ersetzt werden. Im letzten Jahr musste ich zwei durch einen fies in einer Karotte versteckten Stein beschädigte Zähne durch Implantate ersetzen. Kostenpunkt: 4200 €. Diese Vorkommnisse gibt es ständig. Als Erstes musste dann bei mir immer das Spaßgeld daran glauben, um diese Löcher zu stopfen. Danach ging es manchmal sogar in den gehassten Dispo, oder ich habe Geld von meinem Notgroschen abgezogen.

In den zwei Jahren mit 37,5 % Sparquote ging der Vermögensaufbau zügig voran, privat hatte ich aber das Gefühl, langsam auszuhungern. Obwohl ich in meinem Depot reicher und reicher wurde, hatte ich überhaupt nicht mehr das Gefühl, wohlhabend zu sein.

Anfang dieses Jahres hatte ich dann genug. Die Sparquote wurde von 37,5 % auf 25 % gesenkt und mein monatliches Spaßgeld im selben Atemzug verdoppelt. Mein Vermögen hat die „kritische Masse“ ohnehin überschritten. Wie stark es wächst, hängt bei mir in erster Linie von den Kursentwicklungen an der Börse ab. Zudem erhalte ich jetzt schon 400 € Dividende pro Monat (im Durchschnitt), und diese werden konsequent reinvestiert.

Durch die Senkung meiner Sparrate habe ich jetzt den ein oder anderen Hunderter mehr im Monat und kann in Bezug auf meine Rechnungen und Ausgaben wieder freier atmen. Wenn es mit dem Vermögensaufbau etwas langsamer geht, sei’s drum. Ich habe gelernt, dass eine Sparquote hin und wieder eine Anpassung benötigt.

Es lässt sich sagen, dass die Sparquote sehr wichtig für den Aufbau des eigenen Wohlstandes ist – ganz besonders dann, wenn man durchschnittlich verdient und jeder gesparte Euro gut bedacht sein muss. Ein außergewöhnliches Vermögen wird man sich gerade dann nur aufbauen können, wenn man auch überdurchschnittlich spart.

Eine fixe Empfehlung reicht jedenfalls nicht aus, um hier das Richtige für einen selbst zu finden. Probiert aus und experimentiert, dann findet ihr den Sweet Spot.

Viele Grüße

der doofe Andi

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