Der doofe Andi hatte also endlich eine richtige Entscheidung getroffen. Ich hatte endgültig genug von meinem finanziellen Lotterleben und der damit zusammenhängenden Unzufriedenheit und Unsicherheit. Mein Konto war im Plus, und es musste unbedingt so bleiben. Man schrieb das Jahr 2013. Der Gedanke manifestierte sich schnell, dass mehr Geld gewünscht war, und es sich sicher toll auf der Bank machen würde, wenn ich den Betrag, der dort lag, noch weiter erhöhen könnte. Ich freundete mich also mit der Idee an, ab sofort regelmäßig Geld zu sparen. Wie das geschehen sollte, war damals aber noch nicht so ganz klar, schließlich hatte ich keine finanzielle Vorbildung und keinen Überblick über die vielen schönen Möglichkeiten, die sich einem heutzutage anbieten.
Der erste Ansprechpartner war also mein damaliger Arbeitskollege, mit dem ich mir ein Büro in unserem Logistikunternehmen teilte. Wir verstanden uns gut und konnten über alles miteinander reden. Ich fragte ihn also, wie ich mein Vorhaben, Geld zu sparen (damals kannte ich nur das Sparen), am besten in die Tat umsetzen könnte.
Die Antwort war der alte Klassiker: Mach einen Termin bei der Bank und schließe ein bis zwei Bausparverträge ab. Für die „Reserve“ noch ein Sparbuch dazu.
Gesagt, getan. Der doofe Andi machte einen Termin bei der ortsansässigen Sparkasse und ließ sich zwei Bausparverträge und ein Sparbuch aufschwatzen. Die Sparkassenverkäuferin hat da einen wirklich guten Job gemacht. Beide Bausparverträge waren auf die maximale Laufzeit angesetzt: ein 50.000er für 200 € monatlich und ein 15.000er für 25 € monatlich. Nagelt mich bitte nicht darauf fest, aber ich bin mir recht sicher, dass die Startgebühren die ersten drei bis vier Einzahlungen gleich mal mit Haut und Haaren verschlungen haben.
Das Sparbuch langsam zu füllen, hat mir am Anfang echt Spaß gemacht. Ich konnte jeden Monat sehen, wie sich meine Rate in Höhe von etwa 200 € angehäuft hat. Von 2013 bis 2014 hatte ich das gute Gefühl, das Richtige zu tun. Mein überschaubares Vermögen wuchs auf mehrere Tausend Euro an. So viel hatte ich noch nie!
Langsam, aber sicher begann ich, mich ein wenig in mein Geld zu verlieben. Ich brachte es kaum noch über mich, bereits angespartes Geld wieder auszugeben. Es dauerte nicht lange, und ein Gedanke nistete sich bei mir ein: Könnte mein sauer angespartes Geld nicht auch für mich arbeiten? Das hört man doch immer mal wieder. Genau diese Frage habe ich dann Google gestellt, und dort wurde ich ziemlich direkt an YouTube verwiesen. YouTube nutzte ich bereits seit Jahren, wirklich gelernt habe ich in all der Zeit aber natürlich nichts. Das sollte sich jetzt ändern. Ich fand den Kanal „Aktien mit Kopf“ von Kolja Barghoorn und begann, mich mit ganz kleinen Schritten in die Materie der Aktien einzufinden.
Ende 2014 kaufte ich meine erste Goldmünze mit einer Unze Gewicht, eine kanadische Maple Leaf, für 950 € (heute liegt der Kaufpreis bei 2815 €). Zu etwa dieser Zeit legte ich mir auch eine Excel-Datei an, um mein Vermögen zu tracken. Erste Eintragung waren 4300 €, aufgespaltet in die Bausparverträge, das Sparbuch und die Unze Gold. Die gleiche Excel-Datei benutze ich noch heute.
Anfang 2015 machte ich dann meine erste Aktieninvestition in einen behäbigen DAX-ETF.
Der doofe Andi war also vom absoluten Finanzloser zum unerfahrenen Investor und Aktionär herangereift. Das DAX-Investment war damals sicherlich nicht die beste Wahl, und die Bausparverträge hätte ich mir besser gleich „gespart“. Dennoch waren die ersten Schritte getan, und mein Interesse am Investieren stieg immer weiter.
Der Stein kommt ins Rollen
Mit der Zeit hat der doofe Andi tatsächlich bemerkt, dass ihm das Investieren Spaß macht – und ganz besonders auch der Lernfortschritt.
Meine Hauptwissensquelle war für einige Jahre „Aktien mit Kopf“. Ich habe mir dann zügig Koljas Buch „Der rationale Kapitalist“ gekauft und begeistert gelesen. Ich war stolz darauf, richtig angekommen zu sein und mich erfolgreich in ein bisher unbekanntes Fachgebiet einzuarbeiten. Weitere YouTube-Kanäle erweiterten nach und nach meine Kompetenzen. „Aktien mit Kopf“ kann ich heutzutage leider nicht mehr anschauen, seit Kolja die Marschrichtung geändert hat und nur noch über Verschwörungstheorien auf Bild-Zeitungs-Niveau berichtet.
Mit viel Freude wurden mehr und mehr Finanzbücher gelesen – bis heute 22 an der Zahl. Zu denen werde ich gerne einmal eine Aufstellung mit Empfehlungen und Warnungen machen.
Meine Excel-Datei wurde auch nach und nach erweitert. Ganz wichtig für das Wachstum meines Vermögens war und ist die Aufstellung eines richtigen Budgets. Hier werden meine regelmäßigen Ausgaben und Einnahmen aufgelistet. Das war besonders am Anfang ganz wichtig, um meine monatliche Sparquote effektiv ermitteln zu können. Diese lag während der letzten Jahre bei 37,5 % und hat mein Vermögen ordentlich geboostet.
Es kamen in der Datei noch zusätzliche Seiten und Reiter dazu. Hier die aktuelle Aufstellung:
- Aufstellung des Nettovermögens (monatlich ermittelt)
- Monatsbudget
- Jahresziele
- Checkliste für die Steuerbescheinigung
- Dividenden
- Eine Seite für Brainstorming
- Eine Seite für gelesene Bücher
Mein Investmentportfolio habe ich in den ersten Jahren des Investierens wild erweitert und einiges ausprobiert. Die Peer-to-Peer-Plattform Auxmoney habe ich recht früh getestet. Es war eine der ersten Plattformen, auf der man Privatpersonen Kredite gegen Zinsen vergeben konnte. Die Zinsen gingen damals hoch bis auf 16 % pro Jahr, und die Ausfallraten waren dementsprechend hoch. Mit Auxmoney habe ich kein Geld verdient.
Der doofe Andi war aber heiß genug, um noch weitere dieser Plattformen auszuprobieren. Mintos und Bondora waren als Nächstes dran.
Bei Mintos konnte ich tatsächlich 11 % pro Jahr an Zinsen einfahren und habe dort über zwei Jahre ca. 1100 € verdient. Ich hatte so gut wie keine Ausfälle bei Mintos. Ich nutze es jetzt nicht mehr, habe mein Geld komplett abgezogen. Nur 18 € sind noch überfällig, die sehe ich wohl nicht mehr wieder. Bei dem Gewinn ist das aber kein Problem.
Auch bei Bondora habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Go & Grow „Konto“ mit 6,7 % Zinsen hat diese anteilig zuverlässig jeden Tag ausgeschüttet. Ich habe dort für eine ganze Weile meinen Notgroschen zwischengeparkt und verzinsen lassen. Das Geld wird bei Go & Grow im Hintergrund natürlich auch verliehen, und es besteht ein Ausfallrisiko.
Die P2P-Plattformen habe ich bis zur Nullzinsphase 2020/2021 genutzt. In dieser Phase sind mir die zu erwartenden Zinsen zu weit gefallen, und das Risiko wurde mir im Gegenzug zu hoch. Mittlerweile sind die Zinsen auch bei diesen Anbietern wieder gestiegen. Eingestiegen bin ich aber noch nicht wieder und habe es auch nicht direkt vor.
Auch Kryptowährungen und Pennystocks sind in der Anfangsphase meines Investorendaseins nicht an mir vorbeigegangen.
Ein Arbeitskollege hat mir einmal von der Liberty Lithium One Aktie erzählt und meinte, er hätte da gelesen, dass das Unternehmen kurz vor einem Durchbruch stehen würde. Ich habe mir gedacht: YOLO – und bin einfach mal dort eingestiegen. Der Arbeitskollege war wohl nicht der Einzige, der den Artikel gelesen hat. Nach zehn Tagen war ich mit dem Pennystock 300 % im Grünen und habe das Papier schon fast panisch wieder verkauft. Mit dem Einkauf hatte ich das Tief getroffen und mit dem Verkauf das absolute Allzeithoch. Schon in den nächsten Tagen darauf fiel die Aktie wie ein Stein auf ein Niveau von vor der Rallye. Der doofe Andi war hier Gott sei Dank schlau genug, um nicht zu glauben, dass er etwas anderes als Glück gehabt hatte. Aber hat er etwas daraus gelernt?
Leider nein. Im Jahr 2023 hatte ich mit meinem Zock auf China Evergrande New Energy Vehicle einen quasi-Totalausfall.
Bei den Kryptos möchte ich mich kurz fassen. Ich bin bei Ethereum bei 340 € eingestiegen, habe die erste große Rallye bis zu 1250 € mitgefahren und habe dann nach dem ersten Crash bei 250 € frustriert aufgegeben und mit Verlust verkauft.
Mit den Jahren wurde ich dann aber ruhiger, gebildeter und etwas schlauer. Ich zocke jetzt weniger und habe mir Stück für Stück mein aktuelles Depot aufgebaut. Darin enthalten sind einige der Magnificent Seven-Aktien, Wachstumswerte, Dividendenaktien, Bestandswerte und ETFs. Aber mehr dazu in einem anderen Artikel.
Macht es gut und viele Grüße
der doofe Andi